OFFENER BRIEF: Der kaukasische Knoten- richtig übersetzt und fair interpretiert ?

an den Autor des Fernsehbeitrags “Der kaukasische Knoten”, Herrn Dietmar Schumann. Sehr geehrter Herr Schumann, der Wert der von Ihnen in Berg-Karabach gedrehten Reportage "Der kaukasische Knoten" ist vielleicht für die politischen Ambitionen der türk-aserischen Bündnispartner ziemlich hoch, allerdings aus der Sicht der historischen und ethischen Wahrheit ist er erbärmlich!

Ich bin für Berliner Gerichte und
Notare allgemein beeidigter Dolmetscher und ermächtigter Übersetzer der
armenischen und der russischen Sprache. Als ich die Interviewszenen im o.a.
Fernsehbeitrag angesehen und die deutsche Übersetzung mit den im Hintergrund
gesprochenen original O-Tönen verglichen habe, wurde es mir klar, dass
vielmehr sichtbar eine Absicht von Ihnen dahinter steckt, alles zu verzerren
und darzustellen, so dass die Dinge Ihren Vorstellungen gerecht werden und
nicht der Wahrheit!

Beginnen wir mit dem Interview des Abtes vom Kloster Gandzasar, der im
Friedhof die Toten weiht und anschließend auf Russisch sagt:

"Да, это село был у руках азербайджанцев. Мы освободили его!"

Die Übersetzung in der Reportage lautet: "Es ist ein aserbaidschanisches Dorf. Wir haben es befreit!"
Korrekt wäre es: "Es war in den Händen der Aserbaidschaner! Wir haben es
befreit".
Der Abt aus Gandzasar wusste ganz genau, dass während der militärischen
Operationen mehrmals armenische Dörfer von Azeris erobert und wieder seitens
der Streitkräfte von Berg-Karabach befreit worden waren.
Also ein Wortspiel, das die Armenier als Eroberer diffamiert!

Eine andere Szene im Dorf Jeraskh: das Gespräch mit dem Hirten auf dem Pferd
aus dem Dorf.

Frage: "Hoffen Sie, dass die Grenze irgendwann geöffnet wird?"
Antwort auf Armenisch: <<Չեմ կարա ասեմ, չեմ իմանում>>:

Übersetzung im Beitrag: "Die wird doch für immer geschlossen bleiben"!

Korrekte Übersetzung müsste lauten: "Ich kann es nicht sagen, ich weiß es nicht"!

Ein weiteres Beispiel: Szene mit dem Bürgermeister der Stadt Vanadzor,Samvel
Darbinyan: <<Մենք մի քանի անգամ եղել ենք եվրոպական մի շարք քաղաքներում.
Լեհաստանում, Չեխիայում, Ֆրանսիայում այդ թվում նաեւ Գերմանիայում,
ուսումնասիրել ենք Եվրոռեգիոնի բարձր գաղափարը: Այս գաղափարը նպաստում է ռեգիոնի ընդհանուր զարգացմանը:.. Հայաստան, Վրաստան Ադրբեջան ու Թուրքիա հարաբերությունների մեջ դնել Եվրոռեգիոնի գաղափարը...>>:
Die Übersetzung im Beitrag lautet: "Unser Vorbild sind die Euroregionen, die
Deutschland mit Polen und Tschechien verbinden oder mit Frankreich. Wenn
Deutschen und Franzosen nach zwei Weltkriegen heute gute Freunde sind, warum
soll es hier im Kaukasus zwischen uns und Aserbaidschanern und Türken nicht
auch möglich sein? Die meisten Menschen wollen das!"
Korrekte Übersetzung wäre: "Wir waren einige Male in mehreren europäischen
Städten in Polen, Tschechien, Frankreich, auch in Deutschland, studierten
die hohe Idee der Euroregion. Diese Idee trägt zur allgemeine Entwicklung
der Region bei. ...In den Beziehungen
zwischen Armenien, Georgien, Aserbaidschan und der Türkei kann man die Idee
der Euroregion zugrunde legen..."

Es gibt noch mehrere Stellen, an denen man auch aus der Sicht eines
Berufsübersetzers Korrektheit fordern sollte, aber...
Sie hatten mit Ihrer Reportage bestimmt etwas anderes im Sinn als die
Wahrheit, mit der Sie Ihren Beitrag zur Stabilität in dieser Region hätten
leisten können.

Mit freundlichen Grüßen

Mikayel Minasyan
Weitlingstr. 56
10317 Berlin

Tel./Fax: 030 830 33 416
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Kopien an: Botschaft der Republik Armenien in der Bundesrepublik Deutschland

Zentralrat der Armenier in Deutschland

 

Berlin, den 09.02.2011