Keine türkische Geschichtsverfälschung an unseren Schulen

Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, will den Völkermord an den Armeniern aus dem Gedächtnis seiner Landsleute und aus dem Gedächtnis deutscher Schüler eliminieren. Er sorgt sich darum, dass in Brandenburg schulische Handreichungen für den Geschichtsunterricht die Ereignisse der Jahre 1915 ff im osmanischen Reich als Völkermord brandmarken: Das setze türkischstämmige Schüler unter psychologischen Druck und gefährde den inneren Frieden. Kenan Kolat hat sich in dieser Angelegenheit offenbar bereits an die brandenburgische Landesregierung gewandt und eine Streichung jener Textpassagen gefordert. Auch ein Brief an die Bundeskanzlerin sei schon unterwegs.

Der Zentralrat der Armenier in Deutschland (ZAD) kann nur erneut
fassungslos zur Kenntnis nehmen, wie verantwortungslos Vertreter der
Türken in Deutschland und der türkischstämmigen Deutschen mit ihrer
eigenen Geschichte umgehen. Zugleich appelliert der ZAD noch einmal an
die demokratischen Kräfte unter den hier lebenden Türken, die
Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und mit dem Genozid von
1915 mit aller erforderlichen Zivilcourage in ihre Gemeinschaften
hinein zu tragen. Nur so ist auf Dauer innerer Frieden erreichbar:
Grundvoraussetzung zu einem friedlichen Miteinander von Türken,
Armeniern und Deutschen in Deutschland.

Die stellvertretende ZAD-Vorsitzende Sossy Scheier erinnert daran, dass
vor vier Jahren schon einmal ein türkischer Versuch, die Geschichte
umzuschreiben, skandalträchtig gescheitert ist. Der Ministerpräsident
des Landes Brandenburg musste damals eine entsprechende Zensurmaßnahme
seiner Schulbehörde korrigieren. Seither steht den Lehrern des Landes
eine umfangreiche Handreichung zum Thema "Völkermorde und staatliche
Gewaltverbrechen im zwanzigsten Jahrhundert" zur Verfügung. Der
Deutsche Bundestag hat 2005 in seiner bemerkenswerten Resolution zum
Völkermord an den Armeniern die Bundesländer aufgefordert, das Thema
endlich umfassend im schulischen und universitären Bildungssystem zu implementieren. Da ist bisher nichts geschehen.
Der ZAD fordert die zuständigen Länderministerien hiermit erneut auf,
endlich dem Auftrag des höchsten deutschen Souveräns, des Parlaments,
nach zu kommen und dem Beispiel Brandenburgs zu folgen. Sossy
Scheier:"Die Handreichungen zum Thema Völkermord müssen endlich
verbindlich in allen Schulen Anwendung finden. Nur eine solche
entschieden demokratische Haltung wird in Zukunft weitere Versuche von
türkischer Seite verhindern können, den Völkermord zu leugnen und diese
Völkermordlüge dann auch noch in die Köpfe unserer Schulkinder zu pflanzen."

ZENTRALRAT DER ARMENIER IN DEUTSCHLAND

Der Vorstand

Frankfurt, 10. August 2009