Auszeichnung für den armenischen Patriarchen

Universität Fribourg und Ostkirchliches Institut Regensburg würdigen Mesrob II

Der armenisch-apostolische Patriarch von Istanbul, Mesrob II.
(Mutafyan), wurde mit der "Silbernen Nikolaus-Rose" des Ökumenischen
Instituts der Universität Fribourg und des Ostkirchlichen Instituts
Regensburg geehrt. Mesrob II. bezeuge in herausragender Weise die
Einheit von Glaube und Vernunft, von wissenschaftlich-theologischer
Arbeit und Verkündigung des Evangeliums, so die Begründung. In all
seinen Funktionen gelte die tägliche Sorge Mesrobs II. der Einheit der
Christen. Die Laudatio hielt der Rektor der Universität Fribourg, Guido
Vergauwen.

Die Preisverleihung fand im Rahmen eines
feierlichen Abendgottesdienstes in der armenischen Marienkathedrale im
konstantinopolitanischen Stadtteil Kumkapi statt. Bei dem Gottesdienst
waren der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., aber auch zahlreiche
armenische, syrische, katholische und lutherische Bischöfe und Pfarrer
anwesend. Auch die Generalkonsuln von Österreich, Deutschland, der
Schweiz, Frankreich und Japan nahmen am Gottesdienst teil. Ebenso war
der mit Patriarch Mesrob II. besonders verbundene Mufti von Istanbul,
Prof. Mustafa Cagrici, anwesend.

Die "Silberne Rose" will
akademische und kirchliche Ehrung zugleich sein. Preisträger der
vergangenen Jahre waren Metropolit Kyrill von Smolensk (2006), die
Äbtissin Iosefina des rumänisch-orthodoxen Klosters Varatec (2007) und
der Vizesekretär des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen,
Msgr. Eleuterio Fortino (2008).

Mesrob II. ist der 84.
armenisch-apostolische Patriarch von Istanbul. Geboren 1956 in
Istanbul, studierte er Theologie, Philosophie und Soziologie in Memphis
(USA), Jerusalem und Rom. Er wurde 1979 zum Priester und 1986 zum
Bischof geweiht. 1993 wurde er zum Bischof der Prinzeninseln im
Marmara-Meer ernannt, 1998 erfolgte seine Wahl zum Patriarchen. Seit
geraumer Zeit ist sein Gesundheitszustand angegriffen.

Die
Präsenz der Armenier in Konstantinopel geht auf das 14. Jahrhundert
zurück. Im Jahr 1461 übernahm der armenische Bischof von Brussa (Bursa)
auf Wunsch von Sultan Mehmed II. die armenische Seelsorge in
Konstantinopel. Im 15./16. Jahrhundert erlangte der armenische Bischof
der Kaiserstadt dank der Gunst des Sultans den Titel eines Patriarchen.
Ab dem 18. Jahrhundert (bis 1830) fungierte der armenisch-apostolische
Patriarch von Istanbul als staatskirchenrechtliches Oberhaupt des
"Millets" (der "Glaubensnation") aller altorientalischen Christen im
Osmanischen Reich. Politisch war er damit auch den
armenisch-apostolischen Katholikosaten von Sis in Kilikien und Achtamar
in Ostanatolien sowie dem armenischen Patriarchat von Jerusalem
vorgesetzt.

Vom 17. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts
stand das armenische Gemeindeleben in Konstantinopel im Zeichen einer
dynamischen Entwicklung. In der "Tanzimat" (Reform)-Epoche, aber auch
schon zuvor, bekleideten Armenier wichtige Positionen im osmanischen
"Establishment". So waren etwa Mitglieder der Architektenfamilie Balian
Generationen hindurch Hofarchitekten des Sultans.

1914
umfasste das armenisch-apostolische Patriarchat von Konstantinopel 55
Diözesen mit rund 2.000 Pfarrgemeinden, 1.634 Kirchen und 1,4 Millionen
Gläubigen.

http://www.kathweb.at/content/site/nachrichten/database/23585.html