SÜNDENBÖCKE IN DER TÜRKEI GESUCHT - GEFAHRENSTUFE ROT

Der rassistisch begründete Brandanschlag auf eine armenische Kirche in Istanbul könnte nur der Anfang gewesen sein: Der Zentralrat der Armenier in Deutschland (ZAD) befürchtet, dass die nichtmuslimischen Gemeinschaften in der Türkei sich auf neue Verfolgungen einstellen müssen.

Grund zur Sorge  bietet die regierungsnahe Zeitschrift Gercek Hayat (Echtes Leben), die in einer 176-seitigen Sonderausgabe schwerwiegende Hetze gegen religiöse Minderheiten im Lande betreibt und sie als Mitverschwörer der Gülen-Bewegung diffamiert, die für den gescheiterten Putschversuch von 2016 verantwortlich gemacht wird.

Der ZAD-Vorsitzende Schawarsch Owassapian: „Wir leben mit der hundertjährigen Erfahrung, Opfer eines Völkermords durch die Türkei geworden zu sein. Wenn wir jetzt ebendort wieder so massive rassistische Propagandaaktionen erleben, müssen bei uns alle Alarmglocken schrillen.“ Owassapian weist darauf hin, dass Gercek Hayat in der Mediengruppe von Präsident Ergogans Schwiegersohn Berat Albayrat, also im direkten persönlichen Umfeld der politischen Führungseliten der Türkei, erscheint. Hintergrund der zunehmenden rassistischen Hetze dürfte die Wirtschaftskrise im Land sein, die durch Corona noch einmal deutlich verschärft worden ist.

Der ZAD sieht allen Grund zu der Annahme, dass Sündenböcke gesucht werden, und dass man sie bei den Minderheiten zu finden hofft. Der Attentäter, der den Brandanschlag auf die christlich-armenische Kirche verübt hatte, hatte seine Tat damit begründet, von den Armeniern sei das Corona-Virus in die Türkei gekommen. Owassapian: “Alles passt zusammen. Offenbar gibt es einen Plan. Die Todesdrohungen, die unbekannte Täter an mehrere Kirchen geschmiert haben, sind kein Zufall. Präsident Erdogan muss dem Spuk sofort und energisch Einhalt gebieten.“