Armenier beklagen Rassismus in der Türkei

Sehr beunruhigt reagiert der Zentralrat der Armenier in Deutschland (ZAD) auf einen Brand-Anschlag auf die Patriarchatskirche Surp Asdvadzadzin in Istanbul. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen, aber das Tatmotiv - offensichtlich Rassismus - macht einmal mehr deutlich, wie gefährdet das Leben der Armenier in der Türkei nach wie vor ist.

Der ZAD-Vorsitzende Schawarsch Owassapian: „Das Klima gegen Minderheiten in der Türkei verschärft sich, angeheizt nicht zuletzt durch den Präsidenten, der sich nicht scheut, sogenannte ‚griechische und armenische Lobbies‘ anzuprangern und sie mit Terroristen gleichzusetzen. Kein Wunder, wenn dann die Nachfahren der Völkermordopfer von 1915 gern mal als ‚Überbleibsel‘ gekennzeichnet werden. Kein Wunder auch, wenn dann der Täter von Istanbul seinen Anschlag damit begründet, die Armenier seien verantwortlich für das Coronavirus.“

Der ZAD beklagt, dass auch dieser Anschlag wieder als die Tat eines verwirrten Einzeltäters verharmlost wird. Owassapian: „Der Rassismus ist präsent in der Türkei, er ist lebensgefährlich. Die Politik nimmt das nicht zur Kenntnis, bestärkt vielmehr aktiv eine solche Entwicklung. Und die Justiz ist augenscheinlich nicht in der Lage oder nicht bereit, angemessen zu reagieren.“

Die in der Diaspora lebenden Armenier registrieren mit Sorge, dass eine offene und opferorientierte  Reaktion, wie sie etwa in Deutschland nach dem Attentat von Halle im Oktober vergangenen Jahres zu spüren war, in Istanbul und in Ankara komplett ausgeblieben ist. Das schürt, so der ZAD, das Unsicherheitsgefühl der Armenier, aber auch aller anderen Minderheiten, in der Türkei.