ZAD TRIFFT POLITIK / Eine Zwischenbilanz

Seit Anfang dieses Jahres führt der Zentralrat der Armenier in Deutschland (ZAD) regelmäßige Gespräche mit Abgeordneten der im Bundestag vertretenen Fraktionen und mit Mitgliedern verschiedener Landesparlamente. Diese Gesprächsreihe wird fortgeführt.

Wiederkehrende Themenschwerpunkte:
 
1. Anerkennung des türkischen Völkermords von 1915 auf regionaler und überregionaler Ebene
2. Behandlung des Themas Genozid in den deutschen Lehrplänen und Schulbüchern
3. Errichtung von Mahnmal/Gedenksteinen als Orte des Gedenkens und Erinnerns
 
Das jüngste Gespräch, eine informelle Begegnung mit der deutsch-türkischen Parlamentariergruppe im Düsseldorfer Landtag, fand Ende Oktober statt. Alle Beteiligten verstehen diesen Meinungsaustausch als Einstieg in einen geduldigen Diskurs mit dem Ziel, langfristige nachhaltige Ergebnisse zu kreieren. Ein Datum, das wir alle für solche Ergebnisse mitdenken: der 24. April 2015, der Tag der einhundertjährigen Wiederkehr des Genozids von 1915.
 
Der ZAD fasst seine Erfahrungen und Hoffnungen der bisherigen Gesprächsrunden wie folgt zusammen:
 
Es gibt, völlig unbestritten, eine deutsche Bringschuld gegenüber den Armeniern, den Völkermord von 1915 auch formal und juristisch wie politisch unangreifbar anzuerkennen.
 
Eine solche Anerkennung selbst auf Landesebene scheint dennoch äußerst schwierig, sie bedarf breiter Zustimmung auf allen Ebenen der Politik, sie muss interfraktionell vorbereitet und auf Landes- wie auf Bundesebene konsensfähig sein. Der Fokus muss auf der besonderen deutschen Verantwortung liegen. Die Furcht, die Blockadehaltung der Türkei durch eine solche neuerliche Resolution (nach 2005) zu verstärken, darf die deutsche Politik nicht abhalten, in Verantwortung für die eigene Geschichte zu handeln. Es gibt gute Gründe, einen Anerkennungsbeschluss auch auf regionaler Ebene herbei zu führen: Die Armenier, die als Nachfahren der Überlebenden in den  unterschiedlichen Regionen zu Hause sind, haben einen Anspruch darauf, dass der Tod ihrer Angehörigen endlich auch von ihren politischen Volksvertretern vor Ort als das gewürdigt wird, was er war: Völkermord.
 
In Verantwortung für die eigene deutsche Geschichte: Das trifft auch für die Aufnahme des Themas Genozid in die Lehrpläne deutscher Schulen zu. Angesichts der Tatsache, dass bald die Hälfte der Schüler einen – in der Mehrheit türkischen – Migrationshintergrund hat, müssen wir uns fragen, ob die Lehrpläne nicht immer noch zu stark deutsch- bzw. eurozentriert sind. Es kann nicht so bleiben, dass für eine große Minderheit von Schülern an deutschen Schulen die Beschäftigung mit ihrer Geschichte tabuisiert wird.
 
De Befassung mit Geschichte muss sinnlich erfahrbar sein. Dazu braucht es Orte des Erinnerns, be-greifbare Zeugnisse: Das Thema Mahnmal/Kreuzstein scheint weniger kontrovers zu sein, als die beiden anderen Themenkreise.
 
  Links dazu:
 
1.    ( http://www.linksfraktion-nrw.de/aus_dem_landtag/aktiv/detail/artikel/zentralrat-der-armenier-in-deutschland-im-landtag/ )
 
2.    (http://www.ali-atalan.de/index.php?option=com_content&task=view&id=69&Itemid=31 )
 
oder
 
3.    (http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/Navigation_R2010/030-Parlament-und-Wahlen/015-Ausschuesse-und-Gremien/040-Parlamentariergruppen/020-Tuerkei/Aktuelles.jsp?jahr=2011&monat=2 )
 
4.    ( http://www.zentralrat.org/de/node/885 )
 
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Politischer Ausschuss des Zentralrats der Armenier in Deutschland
 
Frankfurt am Main