Universität Stuttgart und der Genozid an den Armeniern

Offener Brief An die Wissenschaftsministerin Annette Schavan, An die Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer. Sehr geehrte Frau Schavan, Sehr geehrte Frau Warminski-Leitheußer, die Universität Stuttgart verweigert sich einer Holocaust-Gedenkveranstaltung – und die verantwortlichen Politikerinnen schweigen.

Wir sind in hohem Maße empört, dass die Stuttgarter Universitätsleitung einer Veranstaltung „Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung der Christen im Osmanischen Reich 1912-1922" (am 28. Mai 2011) ihre Räume verweigert. Wir sind erschrocken über die Begründung – dass man sich in Sachen Völkermord “neutral” verhalten wolle und dass man türkische Proteste aus  Berlin fürchte, sprich: Proteste von türkischen Holocaustgegnern. Wird man in der Stuttgart Universität nicht mehr der Shoah gedenken können, weil man Neutralität gegenüber den Auschwitzleugnern zu wahren trachtet?

Noch erschreckender als dieser Vorgang, der die wissenschaftliche Seriosität und die politische Integrität der Universität nachhaltiger verletzt als irgendeine abgekupferte Dissertation, ist allerdings das Schweigen der Politik. Wir können nur an Sie appellieren, den Beschlüssen des Deutschen Bundestages (in seiner wegweisenden Armenier-Resolution von 2005) endlich auch gegenüber den deutschen Universitäten Gehör und Geltung zu verschaffen.

Hochachtungsvoll
Azat Ordukhanyan
Vorsitzender des Zentralrats der Armenier in Deutschland
Frankfurt am Main
06.06.2011