EIN MAHNMAL FÜR DIE OPFER DES VÖLKERMORDS: Zentrale Gedenkfeier der Armenier in Frankfurt am Main

Genau vor 95 Jahren senkte sich ein schwarzer Schatten über das Volk der Armenier, ein Schatten, der bis heute nicht gewichen ist. Damals, am 24. April 1915, gab die Führung des Osmanischen Reiches den Befehl, die armenischen Eliten in Konstantinopel zu verhaften und zu deportieren: Der Beginn eines planmäßigen Völkermords, der am Ende weit über anderthalb Millionen Menschen das Leben kostete. Seither betrauern die Armenier in aller Welt an jedem 24. April ihre Genozid-Opfer. Die zentrale Gedenkfeier in Deutschland findet auch dieses Jahr wieder in der Frankfurter Paulskirche statt. Hauptredner sind der Schriftsteller und Publizist Ralph Giordano sowie der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann, der für die Deutsche Bischofskonferenz spricht.

Die
armenische Gemeinde in Deutschland fordert die Anerkennung des
Völkermordes an
den Armeniern durch die Türkei, die das Menschheitsverbrechen seit 95
Jahren
militant verleugnet. Sie fordert diese Anerkennung auch von Deutschland,
das in
den Völkermord von 1915 involviert war, sich aber bis heute um eine
endgültige
Aussage drückt.

Als Zeichen an die Zukunft plant die armenische Gemeinschaft ein
repräsentatives Genozid-Mahnmal in Berlin, das der Trauer hierzulande
einen Ort
gibt, das aber auch den heute hier lebenden Armeniern ein Signal sein
kann für
ein selbstbewusstes Leben ohne das Trauma des Verlustes, ohne das
Gefühl,
weiterhin Opfer – Opfer  einer gigantischen historischen Lüge – zu sein.
Am 100. Jahrestag des Völkermords, am 24. April 2015, soll das Mahnmal
eingeweiht werden.

Erinnerung und Mahnung – beides gehört an diesem Tag zusammen. Azat
Ordukhanyan, Vorsitzender des Zentralrats der Armenier: „Wir ehren mit
dieser
Gedenkfeier die Toten, unsere Erinnerung aber ist zugleich auch eine
Mahnung an
die Zukunft. Nie wieder, nirgendwo auf der Welt, darf sich so etwas
wiederholen. Aber klar ist: Nur wer sich eindeutig den Fakten stellt,
kann
diese Mahnung – ‚Nie wieder!’ – in praktische Politik umsetzen.“

Ankaras Forderungen nach einer Historikerkommission sind, so der
ZAD-Vorsitzende, nichts anderes als Teil einer großen
Desinformationskampagne
mit dem Ziel, die türkische Völkermordlüge zu verlängern. Die
Relativierung
eines unbestrittenen historischen Verbrechens gegen die Menschheit werde
eher
eine wahrhaftige und dauerhafte Versöhnung der beiden Völker verhindern.
Ordukhanyan: „Soll etwa die unbestrittene Faktizität des Genozids per
Mehrheitsbeschluss eines politisch besetzten Gremiums aus den
Geschichtsbüchern
radiert werden? Eine zynische Idee.”

Der Schatten, der sich vor 95 Jahren auf das Volk der Armenier gelegt
hat, wird
sich erst lichten, wenn auch die Türkei sich endlich ihrer Geschichte
stellt.
Die Überlebenden von 1915 und deren Nachfahren müssen nun schon über
mehrere
Generationen mit der Völkermordlüge leben. Erzbischof Karekin Bekdjian:
“Erst
wenn wir die Gräber unserer Toten besuchen können, wenn wir unserer
Trauer auch
dort Ausdruck geben können, wo sie gelebt haben und wo sie ermordet
wurden –
erst dann kann die Geschichte ein versöhnliches Ende schreiben.”

Zentrale Gedenkfeier zum türkischen Völkermord an den Armeniern im Jahre
1915.
Paulskirche Frankfurt , 24. April 2010, 19 Uhr. Veranstalter:
Gruppe24April,
eine Initiative des Zentralrats der Armenier in Deutschland (ZAD) und
der
Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland. Kontakt: Ischchan
Tschiftdschjan, g24april@zentralrat.org