OFFENER BRIEF: Dank an die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, wir bedanken uns von Herzen für einen Satz, den Sie am 23. Februar auf der Berliner Gedenkfeier für die Opfer des Rechtsterrors gesprochen haben: „Wie schlimm muss es sein, über Jahre falschen Verdächtigungen ausgesetzt zu sein, statt trauern zu können.“

Bis zu elf Jahre mussten die Angehörigen auf einen solchen Satz warten.
 
Wir warten mittlerweile seit 97 Jahren auf einen solchen Satz seitens der türkischen Regierungen. Aber wir warten auf einen solchen Satz auch seitens der deutschen Politik, die sich bis heute nicht hat durchringen können zu einer eindeutigen Anerkennung des türkischen Völkermords von 1915 an den Armeniern. Und das, obwohl Deutschland in vielerlei Weise in dieses Menschheitsverbrechen involviert ist.
 
Ihre Worte ermutigen uns in der Hoffnung, dass auch hierzulande die Einsicht in die Psychologie von Opfern staatlicher Gewalt, egal wo sie stattfindet, weiter wachsen wird. Falsche Verdächtigungen und Anschuldigungen verhindern Trauer, Leugnung ist die Fortsetzung der Gewalt mit anderen Mitteln.
 
Ihre Worte ermutigen uns in der Hoffnung, dass wir auch in Deutschland – ähnlich wie in der Schweiz oder in Frankreich – eine Regelung finden werden, mit der der Genozid von 1915 anerkannt und den Opfern und ihren Familien in der Diaspora der notwendige Schutz vor Leugnung und Verleumdung geboten wird.
 
Mit freundlichem Gruß
 
Azat Ordukhanyan
 
Vorsitzender des Zentralrats der Armenier in Deutschland
 
Frankfurt am Main
 
25.02.2012